Werner Schmidli, geboren am 30.9.1939 in Basel als Sohn einer Chemiearbeiterfamilie, nach der Schule Ausbildung zum Chemielaboranten. 1960–1962 Weltreise und längere Zeit Industriearbeiter in Melbourne, Australien. Nach der Rückkehr in die Schweiz im Aargau wohnhaft, 1967 Umzug nach Basel. Tätigkeit in einem Verlag, von 1968–1978 Mitherausgeber der Literaturzeitschrift „Drehpunkt“, ab 1979 freier Schriftsteller. Er starb am 14.11.2005 in Basel.
* 30. September 1939
† 14. November 2005
von Jürgen Egyptien
Essay
In Werner Schmidlis erster selbstständiger Publikation, dem Erzählungsband „Der Junge und die toten Fische“ (1966), klingen bereits fast alle zentralen Themen an, die seine späteren Bücher entfalten. Die das Frühwerk dominierende Dimension ist dabei die dokumentarische Darstellung des Kleinbasler Arbeitermilieus, das den autobiografischen Erfahrungshintergrund des Autors bildet und in seinem Roman „Meinetwegen soll es doch schneien“ (1967) gleichsam von innen heraus beschrieben wird. Er wählte hierzu die Perspektive eines pubertierenden Jungen, der die beengenden sozialen Verhältnisse vor allem in Form repressiver Familienstrukturen erfährt.
Gottfried ist das 14-jährige Einzel- und Schlüsselkind der Dörflinger. Der Vater Oskar arbeitet in einer Chemiefabrik und strebt verbissen seine Selbstständigkeit als Ladeninhaber an, legt besonderen Wert auf praktische Kenntnisse. Seine Frau Lina hingegen, Putzhilfe der Witwe Huber, nährt mit ihren eingebildeten Spanienerinnerungen Gottfrieds Neigung zu fantasieren. ...